Werksbesuche auf der Cersaie sind ein Eigentor

Ein Kommentr von Ralf Schanze

Der „offene Brief“ der AG Fliese im BDB ist ein starkes Zeichen. Ein Zeichen für die Messe Cersaie, die seit vielen Jahrzehnten DER internationale Treffpunkt für die Keramik ist.

Industrieveranstaltungen neben einer Messe gab es schon immer und auch bei anderen Ausstellungen. Es ist aber etwas anderes, ob man abends zu einem großen Kunden-Event einlädt, oder die Händler mit Bussen für einen gesamten Tag in die nahe gelegenen Werke karrt. Für die Fliesen-Industrie in Sassuolo mag das verlockend sein, die Händler einen ganzen Tag für sich zu haben. Für die Messe ist dieser Verkaufs- und Werbepraxis jedoch fatal. Denn die Händler fehlen den anderen Ausstellern an deren Ständen, für die sie viel Geld bezahlt haben und weite Reisen auf sich genommen haben. Die Hersteller, die mit Werksbesuchen operieren, haben in der Regel auf der Messe nur noch einen kleinen, ergo preiswerten Messestand – oder gar keinen! Sollte sich der Trend zu den Werksbesuchen fortsetzen, könnte dies zu massiven Messeabsagen anderer Hersteller führen und die Attraktivität der Messe spürbar aushöhlen.

Daran kann niemandem gelegen sein, denn wenn die Cersaie nicht mehr einen Besuch wert ist, würden auch die Händler fehlen, die jetzt in die Werke pilgern.

Dass die AG Fliese hier für die Branche ihre Stimme erhebt, ist positiv. Schließlich ist ein so breiter Zusammenschluss aus Industrie und Handel auch dafür da, einmal kritisch seine Stimme zu erheben und zu sagen, wo der Schuh drückt.

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